Die meisten Menschen sind mittlerweile davon überzeugt, dass sich die Regierung als große Bürde für die Wirtschaft erweist. Regierungen sollte es nicht erlaubt werden, noch mehr Geld auszugeben. Es herrscht der Glaube vor, dass wir schon jetzt viel zu viel Geld ausgegeben haben. Aus diesem Grund heißt es oftmals, dass wir nun für unsere Sünden bezahlen und weniger ausgeben müssten. Es werde über den Zeitraum von mehreren Jahren gewiss hart werden, wie gemeinhin angenommen wird. Doch schon nach kurzer Zeit würden wir uns erneut in einem Garten Eden namens „Laissez-faire“ befinden.

Dieses Argument ist aus meiner Sicht auf fatale Weise falsch. Es wäre in diesem Fall ganz so, als ob jemand einen Heißluftballon in den Himmel aufsteigen ließe, um dann plötzlich in Panik zu verfallen, weil sich der Ballon in zu hohen Sphären befindet. Entschieden wird, Luft abzulassen, damit der Ballon nach unten stürzen kann.

Bildlich gesprochen befinden wir uns alle in diesem Heißluftballon in luftigen Sphären. Die heiße Luft entspricht nichts anderem als unserem Kreditsystem. Wenn Sie die Kreditvergabe abstellen, werden wir in unserem Heißluftballon alle in Richtung Erde direkt in eine große Depression stürzen.

Regierungsgesteuerte Ökonomien

Es würde wirtschaftlich mindestens ebenso schlimm werden wie in den 1930iger Jahren. Und wahrscheinlich noch um einiges schlimmer. Wir können heute nicht mehr in Schablonen des 19. Jahrhunderts denken. Ob Sie es mögen oder nicht, Regierungen haben die Wirtschaft seit den 1940iger Jahren größtenteils direkt gesteuert – ungefähr seit jener Zeit, in welcher der Zweite Weltkrieg ausbrach.

Diese „artifizielle“ Wirtschaftsform ist also mindestens 76 Jahre alt. Seit den frühen 1960iger Jahren blicken wir auf eine Kreditexpansion von $63 Billionen. Daraus resultiert die größte ökonomische Blase aller Zeiten, bei Weitem das übertreffend, was in den 1920iger Jahren geschehen ist.

Falls diese Blase irgendwann implodieren sollte, könnte dieses Ereignis in der Tat mit einem Massensterben einhergehen. Würden wir die Fed morgen abschaffen, unser Haushaltsbudget ausbalancieren und alle Interventionen der Regierung in die Wirtschaft stoppen, darf davon ausgegangen werden, dass sich die Dinge massiv verschlechtern werden.

Szenarien einer ernsthaften Rezession

Rückläufige Regierungsausgaben würden eine ernsthafte Rezession auslösen. Die Quote der Arbeitslosigkeit in den USA würde auf 25% in die Höhe schnellen. Die Häuserpreise würden crashen. Alle Banken würden untergehen, um im gleichen Atemzug die Ersparnisse von Millionen Menschen zu zerstören.

Die Regierungseinnahmen würden kollabieren und schon bald sähe sich der Staat nicht mehr dazu in der Lage, seine Ausgaben für die Sozialversicherung oder Medicare aufrecht zu erhalten. Rund um den Globus würde der Protektionismus ein Revival feiern, in dessen Zuge der Welthandel zusammenbrechen würde. Das Resultat wäre Massenhunger.

Wir müssen also alles in unserer Macht befindliche unternehmen, damit es nicht zu einem solchen Ereignis kommen wird. Bei Licht besehen gibt es nicht mehr viele Optionen, um das wirtschaftliche Wachstum zum aktuellen Zeitpunkt anzukurbeln. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem der Privatsektor keine neuen Schulden mehr auf sich laden kann.

Kreditvergabe müsste weiter wachsen

Doch die Kreditvergabe muss mit einer Rate von 2% pro Jahr wachsen, um das Abrutschen in eine Rezession zu verhindern. Auf diese Weise stellt sich die allgemeine Lage in den USA seit den 1950iger Jahren dar. Aus diesem Grund wird das benötigte wirtschaftliche Wachstum nicht aus dem Privatsektor kommen.

Und falls der Privatsektor kein Wachstum mehr erzeugen kann, bedeutet dies, dass diese Aufgabe durch den Regierungssektor übernommen werden muss. Meine Ausführungen mögen auf manche Leser wie ein Schock wirken. Doch der Regierungssektor verfügt noch immer über enorme Kapazitäten, um deutlich expandiert zu werden.

Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es kaum Inflation in den USA. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe dümpelt um 1,9% herum. Aus diesem Umstand leitet sich ab, dass sich die Regierung noch immer weitaus stärker verschulden kann. Wir befinden uns darüber hinaus in einer neuen Ära, in der steigende Regierungsausgaben nicht notwendigerweise mit einem Zinsanstieg Hand in Hand gehen müssen.

Deflationsdruck durch Globalisierung

Einer der Gründe, warum wir uns dieser Mittel weiterhin bedienen können, ist, weil die Globalisierung per se einen derart deflationären Charakter aufweist. Dieser Deflationsdruck öffnet das Tor zu einer neuen Welt der Möglichkeiten, wenn es darum geht, was Notenbanken und Regierungen in einer Kombination aus Defizitfinanzierung und Regierungsinvestitionen gemeinsam zu tun in der Lage sind.

Wir sind nicht mehr länger an einen Goldstandard gebunden, der Regierungsausgaben Fesseln anlegt. Diese Kombination zwischen Fiat-Geld und Globalisierung hat es auf diese Weise nie zuvor in der Geschichte gegeben. Daraus resultiert eine Chance, wie sie sich nur sehr selten in der Geschichte ergibt.

Wir sollten die sich daraus ergebenden Vorteile mitnehmen. Die aktuelle Situation erlaubt es uns, massive Geldmengen zu drucken, die Wachstum produzieren können – ohne dabei Inflation zu erzeugen. Die meisten Menschen sind der Ansicht, dass die Regierung schon zum jetzigen Zeitpunkt viel zu hoch verschuldet ist.

Annullierung von Regierungsschulden durch Notenbanken

Doch in der Realität weist die Regierung nicht annähernd so hohe Schulden aus wie die meisten denken. Im letzten Jahr produzierte ich einen Videobeitrag mit dem Titel „QE ist tot Annullierung“ (Sie können sich diesen Videobeitrag auf meiner Webseite Macro Watch anschauen).

Folgendes möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Wenn Notenbanken Regierungsschulden ankaufen, kann sich aus diesem Umstand schlichtweg eine Annullierung dieser Schulden ableiten, obwohl nur wenige Menschen diese Tatsache zu realisieren scheinen. Es bedeutet, dass sich die Regierung nahezu zinslos verschulden kann. Im Folgenden erkläre ich Ihnen, wie die Sache funktioniert.

Die Regierung zahlt Zinsen an die Zentralbank. Doch dann returniert die Zentralbank ihre Gewinne aus diesen Zinsgeschäften wieder an die Regierung. Es bedeutet, dass die Regierung keine Zinsen auf ihre emittierten Bonds bezahlt. Die Zinsen, welche die Regierung der Zentralbank auf deren gehaltene Staatsanleihen bezahlt, bekommt sie zu einem großen Teil am Jahresende wieder zurück.

Quantitative Maßnahmen = Schuldenstornierung

Im Endeffekt sind diese Bonds storniert worden. Die Fed kann sich dazu entscheiden, diese Staatsanleihen auf ewig zu halten, ohne diese Bonds jemals an Drittparteien zu veräußern. Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass die Zentralbank diese Bonds jemals verkaufen wird.

Technisch betrachtet handelt es sich im Fall von QE um eine Schuldenstornierung. Es bedeutet, dass die Regierung sich noch weitaus höher verschulden kann – und dies gratis. Es handelt sich praktisch um kostenloses Geld. Diese Realität, die sich aus Billionen von USD an „kostenlosen Schulden“ ableitet, hat weitläufige Implikationen.

Es bedeutet, dass Regierungen mehr und mehr ausgeben könnten, um diese ökonomische Krise letztendlich zu beenden. Und falls Regierungen sich verschulden und die daraus resultierenden Einnahmen investieren, ließe sich dem ökonomischen Horrorszenario, das so viele an die Wand malen, entkommen.

Alternativkonzept zu "Helikoptergeld"

Im Folgenden möchte ich Ihnen erläutern, was wir mit dem Geld tun könnten. Anstelle eines Abwurfs von Helikopter-Geld, was mit der Aussendung von Wohlfahrtsschecks an jedermann einherginge, könnten wir dieses Geld in Zukunftstechnologien investieren. Wir sollten Japans Fehler nicht wiederholen, indem wir unzählige Mengen an Konjunkturstimuli zugunsten von diversen Projekten verplempern, die nicht mehr erreichten, als das Land in Beton zu gießen.

Die Regierung könnte sich also Geld zu sehr niedrigen Zinsen leihen,  um dieses Geld auf eine Weise zu investieren, die unsere Welt besser machen würde. Wir befinden uns an der Schwelle zu einer außergewöhnlichen technologischen Revolution. Dies gilt für nahezu alle Wissenschaftsbereiche.

Unsere Welt wird in rund 30 Jahren wahrscheinlich nicht mehr wiederzuerkennen sein. Wir befinden uns zum Beispiel zurzeit wahrscheinlich gerade am Rande einer Revolution in der Gentechnik. Und die Regierung könnte diese Revolution beschleunigen, indem sie in den kommenden zehn Jahren eine Billion USD in die Gentechnologie investiert.

Investitionen in Zukunftstechnologien

Es gibt beispielsweise eine neue Technologie, die sich CRISPR nennt. Diese Technologie könnte es schon bald möglich machen, um Gene auf eine Weise zu bearbeiten, wie ein Word-Prozessor Paragraphen umgestaltet. Wissenschaftler wären theoretisch dazu in der Lage, genetische Mutationen zu entfernen, die für bislang unheilbare Krankheiten verantwortlich zeichnen.

Die Menschen machen sich große Sorgen über Medicare und die Sozialversicherung. Beide staatlichen Programme stehen vor einem Bankrott. Doch mit Blick auf jenes Regierungsgeld, das beispielsweise in die Gen- und Biotechnologie investiert werden könnte, ließe es sich nicht ausschließen, dass wir in den nächsten 25 Jahren dazu in der Lage sein werden, die meisten schweren Krankheiten zu heilen.

Auf diese Weise ließe sich die schlimme Medicare-Krise mit einem Schlag beenden, welche unsere langfristige Solvenz bedroht. Die allgemeine Lebenserwartung könnte dramatisch steigen. Ein Renteneintrittsalter von 65 Jahren würde unter diesen Umständen keinen Sinn mehr machen, was wiederum die Natur der Sozialversicherung verändern würde.

Großer Nutzen für die Allgemeinheit

Die Regierung könnte zudem eine weitere Billion USD in die Robotik investieren, eine weitere Billion in Nanotechnologie und eine weitere Billion in alternative Energien. Zum selben Zeitpunkt könnten wir in höhere Bildung investieren, um die kommende Generation von PhDs auf dem Feld der Molekularbiologie und anderen fortgeschrittenen Wissenschaften auszubilden, welche unsere Welt verändern werden.

Stellen Sie sich nur einen Augenblick vor, welcher allgemeine Nutzen sich aus diesen massiven Investitionen generieren ließe. All diese Investitionen ließen sich zudem auf Basis von nahezu kostenlosem Geld tätigen, worin der Schlüsselaspekt meiner Ausführungen liegt

Wir werden daran nicht bankrott gehen, weil es uns kaum etwas kostet, uns das notwendige Geld zu leihen. Die sich im Umkehrschluss bietende Alternative wäre der Kollaps. Der US-Privatsektor kann seine Kreditverschuldung nicht mehr in einer Weise ausweiten, welche von Nöten wäre, um die wirtschaftliche Erholung am Leben zu erhalten.

Platzende Blase in China

Gleichzeitig platzt die enorme Blase in China, so dass China sich außerstande sehen wird, in absehbarer Zeit einen ausreichenden Beitrag zum globalen Wachstum beizusteuern. Im Fall des Ausbleibens von robusten Regierungsmaßnahmen könnten wir uns definitiv schon bald in einer weiteren globalen Depression wiederfinden.

Doch falls wir dazu bereit sind, die sich uns stellenden Herausforderung anzunehmen, und dabei einen guten Job machen, könnten wir den Samen für zukünftiges Wachstum säen. So wie ich die Dinge sehe, leitet sich das einzige haltbare Argument gegen ein solches Programm aus der Annahme ab, dass es so oder so zu einem Crash kommen wird.

Wir sollten diesen Crash also einfach über uns ergehen lassen, um danach die Ärmel hoch zu krempeln. Je mehr die Blase inflationiert wird, desto größer wird deren Implosion ausfallen. De facto folgt diese Sichtweise der Phrase, dass wir früher oder später alle sterben müssen. Warum töten wir uns also nicht selbst – und zwar gleich jetzt?

Kein Kollaps-Szenario wie in den 1930er Jahren

Ich denke nicht, dass eine solche Sichtweise richtig ist. Sondern es ist aus meiner Sicht besser, lieber morgen als heute zu sterben. Und vielleicht müssen wir noch nicht einmal sterben, falls wir heute die richtigen Entscheidungen treffen. Diese Blase lässt sich noch über einen weitaus längeren Zeitraum inflationieren, da die US-Regierung über das Potenzial verfügt, sich Geld zu einem Zinssatz von 1,9% über einen Zeitraum von 10 Jahren zu verschaffen.

Zu alledem kann die Fed Geld elektronisch erzeugen, um Staatsanleihen zu kaufen, woraus sich eine effektive Stornierung dieser Bonds ableitet. Wir müssen heute nicht auf die desaströse Weise wie in den schlimmen 1930iger Jahren kollabieren. Falls wir clever investieren, können wir Wachstum über einen Zeitraum der nächsten zehn Jahre generieren – und vielleicht auch weit darüber hinaus.

Ideen zur Verhinderung eines Crashs

Um auf meine eingangs beschrieben Ballon-Metapher zurückzukommen, könnte eine solche Vorgehensweise unseren Ballon nicht nur für viele weitere Jahre am Himmel halten, sondern sogar über die kommenden Dekaden. Gleichzeitig könnten die USA der global dominierende Wirtschaftraum bleiben, eine neues amerikanisches Zeitalter hervorbringend.

Wir müssen einfach lernen, den besten Nutzen aus der Regierung zu ziehen, die das kostenlos erhältliche Regierungsgeld zugunsten einer breiten Prosperität zum Vorteil von jedermann hebeln muss. Lassen Sie uns abschließend die Zeit nutzen, um darüber nachzudenken, auf welche Weise wir unseren Heißluftballon in der Luft halten können, anstelle diesen auf der Erdoberfläche crashen zu lassen.

Falls wir über ausreichend Zeit verfügen, was der Fall ist, könnte jemand, der clever genug ist, einen Plan ausarbeiten, wie wir ausreichend Wachstum erzeugen können, um aus diesem Desaster herauszuarbeiten. Bevor der Ballon crasht, lassen Sie uns eher darüber nachdenken, ob wir nicht Ideen produzieren können, um den Crash zu verhindern.

Ich wette, dass wir dazu in der Lage sind.

Ihr

Richard Duncan


Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © 2016 The Daily Reckoning / Agora Publishing

Richard Duncan ist Autor der internationalen Buchbestseller The Dollar Crisis: Causes, Consequences, Cures, The Corruption of Capitalism: A strategy to rebalance the global economy and restore sustainable growth sowie The New <link boersenlexikon erklaerung lexikon-detail depression lexikon sagt: stärkster einbruch in der volkswirtschaftlichen entwicklung. kennzeichen für eine sind unter anderem hohe geringe>Depression. Richard begann seine Karriere als Aktienanalyst in Hongkong und diente ABN Amro Asset Management als globaler Chef für Investmentstrategien. Ferner war er Sektorspezialist im Bereich Finanzen bei der Weltbank sowie Chef der Sparte <link boersenlexikon erklaerung lexikon-detail aktienanalyse lexikon sagt: entwicklungsprognose von kursen und renditen bzw. wertpapieren im dirk manche börsianer analyse käme>Aktienanalyse bei der Firma James Capel Securities und Salomon Brothers. Er diente dem Internationalen Währungsfonds zu Zeiten der Asienkrise als ökonomischer Berater in Thailand. Zum aktuellen Zeitpunkt ist er Chefökonom der Firma Blackhorse Asset Management in Singapur.

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